Die Invaliditätsstudie 2024 der PK Rück ist in drei Teile gegliedert: Im ersten Teil werden die Prognosen der 1. IV-Studie und die Entwicklungen seit 2012 untersucht. Nach fünf Jahren und nach gut zehn Jahren wird die Entwicklung der IV-Neurenten nachgezeichnet. Es werden Erkenntnisse mit Relevanz für die zweite Säule und Annäherungen an den dort versicherten Personenkreis gesucht. Gleichzeitig liegt im zweiten Teil der neuen Studie eine Prognose vom November 2024 für die nächsten fünf Jahre vor. Dabei wurden 606 Fachpersonen befragt, welche zusätzlich zur Prognose wertvolle Hintergrundinformationen zur Entwicklung der Invalidität liefern. Im dritten Teil der Studie wurden die Arbeitsunfähigkeitsdaten der PK Rück analysiert. Diese geben Aufschluss über die Zusammenhänge zwischen Arbeitsunfähigkeit und Invalidisierung.
Hintergrund und Zielsetzung der Studie
Im Jahr 2014 veröffentlichte die PK Rück gemeinsam mit dem Institut für Versicherungswirtschaft der Universität St. Gallen eine erste Studie zur Entwicklung der Invalidität in der Schweiz. Ziel war es, besser zu verstehen, welche Faktoren die Zahl der Neurenten beeinflussen könnten. Ausgangspunkt für die Prognose war die Zahl der IV-Neurenten im Jahr 2012 und die Entwicklungen seit 1996. Die zentrale Frage lautete: Wie wird sich diese Zahl in den nächsten fünf Jahren entwickeln? Mit der vorliegenden Studie erfolgt nun der Realitätscheck: Ist die damalige Prognose eingetroffen?
Bestandteil der Studie ist aber nicht nur der Rückblick, sondern auch die prognostische Sicht auf die zukünftig zu erwartende Invaliditätsentwicklung. Die daraus abgeleiteten Handlungsempfehlungen der Experten bilden einen kompakten Überblick über die momentane Situation in Bezug auf das Invaliditätsgeschehen in der Schweiz.
Wichtigste Erkenntnisse der Studie
Bestätigt: In der IV-Studie 2014 wurde auf Basis der Daten bis 2012 eine stabile Entwicklung für die Jahre bis 2017 prognostiziert. Diese Vorhersage hat sich bestätigt: Die Zahl der Neurenten blieb stabil. Ab 2017 veränderte sich die Situation jedoch deutlich. In den darauffolgenden sechs Jahren stieg die Zahl der IV-Neurenten an; seit 2012 um insgesamt 42 %, bei den Versicherten der beruflichen Vorsorge um mindestens 34 %. Bezüglich der Krankheitsbilder als Ursache neuer Invalidenrenten zeigt sich eine besonders auffällige Zunahme bei den psychischen Erkrankungen in nahezu allen Altersgruppen.
Befragt: Die befragten 606 Fachpersonen, welche verschiedene berufliche Hintergründe ausweisen, zeigen in ihrer Einschätzung zur Entwicklung der IV-Neurenten in der zweiten Säule eine klare Tendenz: Über 80 % der Beteiligten gehen davon aus, dass die Invalidisierungen in den kommenden Jahren um mindestens 10 % zunehmen werden. Einigkeit herrschte darüber, dass der Anstieg der Invalidisierungen multifaktoriell ist und frühe Interventionen und verstärkte Präventionsmassnahmen entscheidend sind, um die Entwicklung zu bremsen.
Beeinflusst: Faktoren wie die Arbeitsunfähigkeitsdauer bis zum Zeitpunkt der Meldung, die Verfahrensdauer bis zur Entscheidung der IV-Stelle sowie die Einkommenssituation beeinflussen die Invalidisierungswahrscheinlichkeit erheblich. Dies bestätigen die Auswertungen von rund 40’000 im Zeitraum von 2009 bis 2023 abgeschlossenen Arbeitsunfähigkeitsfällen der PK Rück. Diese haben Aufschluss gegeben über die Zusammenhänge zwischen Arbeitsunfähigkeit und Invalidisierung.
Ergebnisse und Handlungsempfehlungen mit Relevanz für die 2. Säule
Die IV-Neurenten sind in Relation zum versicherten Bestand sowohl im Bereich der ersten Säule als auch im Bereich der zweiten Säule stark angestiegen. Was die befragten Fachpersonen prognostizieren, zeigen auch die Indikatoren aus den Arbeitsunfähigkeitsmeldungen, die bei der PK Rück bearbeitet werden: Sie lassen auf eine weitere Zunahme der IV-Neurenten in den kommenden fünf Jahren schliessen.
Nebst der Analyse der Daten und der Prognose durch die Fachpersonen wurden in der Fokusgruppe verschiedene Handlungsansätze diskutiert, die unterschiedlichen Akteuren etwas abverlangen. Die Handlungsansätze tragen dem Umstand Rechnung, dass es sich um mehr als einen Faktor handelt, der für die Entwicklung ursächlich ist. Sowohl Politik, Ärzteschaft, Wirtschaft und die Akteure der beruflichen Vorsorge können neben der Invalidenversicherung und den Taggeldversicherern viel Gutes tun, um den prognostizierten Trends im Bereich der Invalidität entgegenzuwirken, insbesondere durch frühe Unterstützung und Prävention.
Fakten zur Studie:
- Datengrundlage: Eidgenössische Invalidenversicherung, Datenpool der PK Rück
- Untersuchungszeitraum: 2012-2023 (BSV, BfS) und 2015 bis 2023 (PK Rück)
- Studienautorin: PK Rück
- Wissenschaftliche Partnerin: c-alm AG
Die Studie ist in deutscher Sprache verfasst. Hier gelangen Sie direkt zur Studie (PDF): PK Rück Invaliditätsstudie 2024 – Fokus 2. Säule Invaliditätsentwicklung seit 2012 und Ausblick.